Kennst Du das? Jemand stellt eine Frage, die Antwort erfolgt umgehend und alle Anwesenden ignorieren sie und fragen aufgeregt weiter.

Nach langen Minuten liefert dann jemand die Antwort und alle atmen erleichtert und dankbar auf. Problem gelöst.

Der Antwort-Lieferant der ersten Minute bleibt unbeachtet.

Wollen die Leute eine Karenzfrist, eine Weile des kollektiven und verbindenden Brütens über eine Frage? Ist ihnen die rasche, effiziente Antwort ein Sandkorn im Getriebe ihrer wichtigen Gedankenwalze?

Beispiel: Aktuelle Einschaltung eines Radiobeitrags – ganze Redaktion versammelt. Der Chefredaktor meint gehetzt, man müsse auf italienisch sagen können «es ist acht Uhr». Ich sage – bar jeglicher weiteren Italienischkenntnisse – «sono le otto». Mindestens zehn Leute im Raum. Keiner hört hin. Ich sage es ein zweites, ein drittes Mal. Ich bin Luft. Alle versuchen laut diskutierend herauszufinden, wie die Übersetzung lauten könnte.

(Nota bene etwas beschämend für ein mehrsprachiges Land. Aber nicht überraschend, wenn bei Nationalratswahlen eine Moderatorin unseres staatlichen Fernsehens von einer «zweisprachigen Schweiz» faselt.)

Anyway: Nach langer, langer Zeit fruchtet die Diskussion und im Teamwork eruiert man die Übersetzung «sono le otto».

Alle atmen auf. Geschafft. Fehlt nur, dass man ein Kerzchen anzündet und sich die Hände reicht.

Die ursprüngliche Beantworterin ist aussen vor. Hat sich nicht an die Spielregeln gehalten: langsames, gemeinsames, demokratisches Herantasten an die Antwort. Kein Alleingang. Kein Ausbrechen aus dem Mittelmass (und sei es nur eine läppische Übersetzung). Wer schneller denkt, gehört bestraft. Sehr schweizerisch.