So der deutsche Buchtitel. Im Original: «Mortification. Writers’ Stories of Their Public Shame.» Robin Robertson, Lyriker und tätig im englischen Verlagswesen hatte zur Jahrtausendwende die Idee, Schriftsteller um die Schilderung ihrer peinlichsten Auftritte bei Lesungen anzugehen. Siebzig folgten seinem Aufruf, darunter eine Handvoll bekannter Romanautoren wie Margaret Atwood, Michael Ondaatje und Roddy Doyle. Bei den Lyrikern, die in der Regel ein begrenztes Publikum erreichen, spielen in den Anekdoten vor allem die irische Herkunft und der Alkohol eine zentrale Rolle.

Das Buch erschien 2003 in London und 2005 in deutscher Übersetzung, wo es bei Exlibris rasch als Mängelexemplar auf dem Ausverkaufstisch lag. Ich gab dafür bereitwillig 4 Franken 90 aus, weil mir der Umschlag gefiel: Ein adrett angezogener Esel sitzt auf einem Stuhl, das aufgeschlagene Buch vor ihm auf dem Tisch. Er guckt den Betrachter an, als warte er darauf geknipst zu werden, um dann mit seiner Lesung beginnen zu können.

Dieses Buch stand dann 12 Jahre ungelesen in meinem Büchergestell. Künstlerpech! Allerdings hat es auf wundersame Weise einen Umzug überlebt und ist mir vor einigen Tagen in die Hände gekommen. Und siehe da: Ich bin begeistert!

Schamvolle Momente aus dem Leben von Simon Armitage, Jahrgang 1963, Yorkshire (also kein Ire), gefallen mir besonders.
Armitage schreibt Gedichte. Bis 2003 waren es neun Bände. Geld scheint er mit einer nicht näher erläuterten Tätigkeit bei Radio und TV zu verdienen und mit Unterrichten an einer Universität in Manchester. Jetzt könnte man Simon Armitage natürlich googlen, so dass die Nebel sich lichten und die Fakten glasklar vorliegen würden. Tue ich nicht. Ich bevorzuge «conjecture», das Mutmassen aufgrund ungenauer Angaben. So wie wohl auch die Anekdoten über das Künstlerpech in der Erinnerung der Autoren etwas vernebelt sein dürften.

Die Kostprobe folgt...